mit den Fahrrädern so weit wie möglich von zu Hause
wegzufahren, irgendwohin gen Süden. Schon habe ich in
meinen Rucksack oder Pfadfinder-„Affen”
Dinge wie Taschenlampe, Messer und Kleidungsstücke
verstaut, als Mutter ausgerechnet an diesem verabredeten
Tag darauf besteht, mich zu einem Arzt zu bringen: Ich bin
verzweifelt, sehe keine Möglichkeit, wie ich mich ihr noch
rechtzeitig entziehen könnte! Und stelle
mir während der Anfahrt mit der Straßenbahn vor, was
meine in Stich gelassenen Kameraden
jetzt wohl machen würden.
Nachträglich
will mir scheinen, daß ich über Nacht hohes Fieber bekommen
hatte und deshalb von Mutter zum Arzt gebracht wurde. Das war mir
wirklich seit Jahren nicht mehr passiert!
Am
nächsten Schultag machen mir die beiden nicht den leisesten
Vorwurf, sondern bekennen nach meiner Erklärung
beinahe kleinlaut, selber Probleme oder Bedenken bekommen
zu haben. Wir beschließen auf der Stelle, unser Vorhaben
aufzugeben.
Meinem Gefühl
nach war ich zu diesem Zeitpunkt ungefähr 13 Jahre alt und schon
seit längerem bei den Pfadfindern. Dies spricht für das
Frühjahr 1958, in dem ich dann tatsächlich nicht versetzt
wurde. – Wie Jahre später zwei "Ausreißer",
die in Spanien aufgegriffen wurden, wären auch wir sicherlich von
der Schule verwiesen worden, was aber zumindest für
einen der beiden, der wohl im folgenden Jahr von seinen Eltern
vom Gymnasium genommen wurde, eine
letzte gute Chance gewesen wäre, wie jene späteren Ausreißer
an einem nicht so rigide geführten Gymnasium
unterzukommen.
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