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Schulhofspiele
Im
Sportunterricht
der Grundschule spielen wir unter anderem „Tauziehen”,
„Bäumchen,
Bäumchen, wechsle
dich” und „Völkerball”.
Von den „Reiterkämpfen”
ist mir die merkwürdige, halb heroische und halb ohnmächtige
Empfindung geblieben, mich als „Pferd” noch aufrecht
halten und dem zerrenden Gegner
entgegenstemmen zu können, während
der auf mir sitzende Reiter, dessen Beine ich unter den Achseln
fest umklammere, schon halb zum Boden gerissen
ist und zuletzt nur noch mit den Füßen an mir hängt.
Eine spätere Kampfvariante spielt im Schwimmbad, hier lasse ich
den zu mir gehörigen Reiter nach seinem
Sturz ins Wasser besser sofort los.
Bei dem Spiel
„Der Kaiser
schickt seine Soldaten aus ...(er
schickt den Horst zum Tor hinaus)!” stehen wir uns im
Schulhof in zwei Ketten gegenüber,
einander an den Händen festhaltend oder unsere Unterarme
umklammernd. Auch die Mädchen machen mit, rufen gar am
lautesten, wenn einer von uns mit diesem
Sprechgesang als „Soldat” angekündigt wird.
Manchmal beraten wir noch vorher im Kreise, wo wohl
der schwächste Punkt in der gegnerischen Verteidigung
wäre. Werde ich zum Angriff aufgerufen, stürme ich auf
einen stärkeren Abschnitt in der Kette los, drehe
jedoch - eine einfache Finte - oft noch im letzten
Moment auf eine schwächere Stelle ab und
werfe mich, mit leichter Körperdrehung, die Flanke oder den
Rücken voran, mit aller Kraft zwischen die beiden mehr
oder minder überraschten Kettenhalter.
Gegen
Ende, wenn nur noch die Kräftigsten Stand gehalten haben, komme
auch ich nicht mehr mit meinen Täuschungsmanövern
durch. Für mich das Schönste an diesem Spiel, das wir
einigemale auch außerhalb des Unterrichts auf dem Schulhof
spielen, ist genau dieser Moment, wenn ich mit meinem
Vornamen laut und öffentlich von den Mädchen
aufgerufen werde: in einem Singsang, der in mir immer noch
nachklingt, als wollte er uns magisch
miteinander in Verbindung halten.
SCHNEEBALLWERFEN
Tagebuch
14. 1. 55: „Heute fiel der erste <korrigiert.: „2.”>
Schnee. Auf dem Schulhof waren überall Schneebälle in der
Luft zu sehen.”
Ja, mir
ist wieder, als befände ich mich mitten in dem Treiben
und hörte noch, während es aus grauem Himmel schneit, die
hellen Rufe der Kinder, sehe auch den einen oder
anderen Schneeball hoch über mir hinwegfliegen!
FUSSBALLSPIELE
Nur ausnahmsweise
spielen wir auch auf dem Schulhof Fußball. Laut Tagebuch vom 7.1.55
„hatte ich Nachsitzen, weil ich Montag <noch während der
Ferien> auf dem Schulhof Fußball spielte”. Bei
dem einzigen mir noch erinnerlichen Spiel kommen
wir soeben aus dem Unterricht zu der großen Wiese schräg
hinter meinem Elternhaus und legen
Kleidungsstücke sowie die Schultornister als
Torpfosten ab. Meist spiele ich in Turnschuhen;
leider sind die runden Löcher für die Schnürsenkel
so groß, daß leicht Wasser eindringt und ich öfter meine Socken
auswringen muß.
Unsere
Fußballspiele zogen sich laut Tagebuch vor allem an Ferientagen bis
zu vier Stunden
hin.
Wohl
mit zehn Jahren bekomme ich einen Lederball
geschenkt, den ich von Zeit zu Zeit mit einem gelbbraunen,
wohlriechenden Fett einreibe; besonders
sorgfältig sind die tief eingekerbten Nähte zu behandeln. Der Ball
findet ein trauriges Ende, als er während des Spiels
auf dem Marktplatz einer Straßenbahn
entgegenrollt und von ihren Rädern zerschnitten wird.
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