Quelle für die Personalkarte: http://bbf.dipf.de/hans/VLK/VLK-0055/vlk-0055-0269.jpg
gar
nicht um Richtigkeit oder Falschheit meiner Behauptung
geht, sondern nur noch um meine Unterwerfung. Mein
Verschweigen wird in einem zweiten, für
mich kaum abtrennbaren Schritt vermutlich zur Lüge.
Ich entsinne mich nicht mehr, doch habe ich die Empfindung,
in der Einzelbefragung mit „Nein!” geantwortet
zu haben. Und es entspräche dies auch meiner kindlichen
Manier, bei überraschenden und erst recht bei
unberechtigten Vorwürfen zäh und
getreulich an meiner spontanen ersten
Unaufrichtigkeit festzuhalten.
Zur
Existenzproblematik des Osterhasen: Mein Wille zur Desillusionierung
war offenbar eine inzwischen weit fortgeschrittene
Reaktion auf gewisse väterliche
Zauber- und Täuschungsmanöver, besonders zum Osterhasen,
zum Hinstarren zum Photoapparat-„Vögelchen”
und zu dem Betrugsspiel „Liebe Frau Holle schenk mir
was”. Diesen Enttäuschungen machte ich jetzt
heftig Luft.
Die
Szene ist mir auch deshalb unvergeßlich, weil dieser Versuch, mich
zu einem Geständnis oder Widerruf zu nötigen, ein von mir
schon verworfenes Glaubensbekenntnis betraf und
zudem in der Öffentlichkeit stattfand. Ich habe mich dabei
nicht unterworfen, mich aber auch nicht behauptet. Jahre
später, als es um mein religiöses Bekenntnis ging, beugte
ich mich nicht mehr, sondern sagte mich kurz vor der
Konfirmation in aller Form von meiner evangelischen Konfession
los, indem ich aus der Kirche „austrat”.
*
Manchmal darf ich
das Poesiealbum der einen oder anderen Mitschülerin
einsehen und bestaune die darin eingetragenen
kleinen Spruchdichtungen, bis ich merke, daß sie
durchweg abgeschrieben wurde. Öfter steht der Name „Goethe”
darunter, so wiederholt unter dem Spruch „Edel sei der Mensch,
hilfreich und gut!” Daß sich auch Lehrer eingestragen
haben, ist mir nicht geheuer. Sind sie mit den Mädchen
verwandt oder besser bekannt, als wir anderen wissen
sollen? Überaus hübsch aber der Anblick, wenn beim
Umschlagen einer Seite meines Schulbuchs
oder Schreibheftes unvermutet eines jener Glanzbildchen vor
mir liegt.
Sollte
ich sie eine Zeitlang doch selber gesammelt haben? Oder steckte sie
mir vielleicht ein Mädchen anonym zu?
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